(Artikel aus den Donauschwäbischen Familienkundlichen Forschungsblättern Nr.33, Sept. 1984)

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Die Hüttenberger-Familien von Torschau

Herkunft und frühe Generationen

Zusammengestellt nach dem Wissensstand vom April 1984

Anmerkung der Redaktion: Den Mitteilungen des AKdFF vom März 1984 ist zu entnehmen. daß sich so manche Leser mehr Beiträge über die Batschka wünschten. Aus diesem Grunde meldete sich unser Mitglied, Oberstudienrat Friedrich Hüttenberger aus Stockholm: "... nachdem mir gerade dieser Tage endlich - nach jahrelangem Suchen - die Klärung der Herkunft der Torschauer Hüttenberger-Sippe gelungen ist. Sie können es sich bestimmt vorstellen: Für mich war es die Freude, die berühmte Stecknadel im Heuhaufen gefunden zu haben".

Da noch sehr viele unserer Mitglieder "die Stecknadel im Heuhaufen" suchen, ist dieser Beitrag von besonderer Bedeutung, weil es Hüttenberger in erster Linie um die Darlegung der Methode des Suchens und um die Erkenntnis geht, daß bereits Untersuchungen der mündlichen Familientraditionen, der Vornamengebung und der bekannten Fakten aus dem südwestdeutschen Raum zu annähernd richtigen Schlußfolgerungen über die Herkunft führen können.

Die Redaktion ist überzeugt, daß Hüttenbergers Beitrag so manche Impulse für unsere forschenden Mitglieder auslösen wird und gratuliert ihm zu seinem Erfolg.

1. Zur Quellenlage

Während die Torschauer evangelischen Familien zum Zeitpunkt des 2. Weltkrieges in Peter Wacks Monographie dargestellt sind 1) und die reformierten Familien um 1894 in Generationenfolgen bei Paul Karman 2) zusammengestellt sind, wenn auch dort leider ohne genaue Lebensdaten 3), so fehlt doch eine Darstellung der frühen Torschauer Familienverbände. Famler 4) gibt nur die Familienoberhäupter 1884 bekannt, aber keine Vorfahren und keine Kinder. Eine Bearbeitung des Materials, welches noch in den Kirchenbuchzweitschriften (ab 1826) im Archiv in Sremski Karlovci schlummert, wäre höchst aufschlußreich für viele Familienforscher, da Torschau ja die erste rein

evangelische und reformierte Ansiedlung in diesem Raum war

1) Peter Wack, Torschau 1784 - 1934, 1. Auflage Novi Sad 1934,
                                                                 2. Auflage 1964

2) Paul Karman, Geschichte der Torschauer Ortsgemeinde, Neu Werbass 1897

3) Diese Lebensdaten wenigstens ungefähr zu ergänzen von Kennern
            der Torschauer Familien, wäre eine große Stütze für alle, die
            mit diesem Material arbeiten.

4) Gustav Adolf Famler, Torsza und seine Ansiedlung,
                                    Neusatz 1884.

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und von ihr die Entwicklung vieler Familienverbände ihren Ausgang nahm. Eine Sichtung und Aufbereitung dieses Materials wäre längst überfällig. Angesichts der Tatsache" daß diese wichtige Quelle dem Auskunftssuchenden immer noch weitgehend verschlossen bleibt, ist es äußerst schwierig, die frühen Generationen der Torschauer Familien zu rekonstruieren. Für die Hüttenberger-Familien soll dieser Versuch im folgenden beschrieben werden, um die Methoden und Quellen zur Diskussion zu stellen, aber auch um die Ergebnisse vorzustellen, vor allem jetzt, da gerade die Klärung der Herkunft der Torschauer Hüttenberger nach jahrelangem Suchen gelungen ist. Nicht zuletzt sollen auch Ergänzungen oder weitere Hinweise zur Quellenlage von Kennern der Materie willkommen sein.

Weitere Quellen:

1. Barkmann, Emma, Torscha (Forschungen zur Kolonial- und Völkerwissenschaft)
    Dissertation, Berlin 1941.

2. Brücker, Christine (Hg.), Heimatbuch Neu-Schowe (175-jähriges Jubiläum) 1961.

3. Filippi, Karl, Die 100-jährige Kirchengemeinde zu Pasicevo (Altker), Novi Vrbas, 1930.

4. Gutsohn, Daniel, Geschichte der reformierten Kirchengemeinde zu Neu-Schowe, Novi Vrbas, 1927.

5. Hefner, Angela, Tscherwenka (Manuskript 1980).

6. Hudjetz-Loehr, Irmgard, Dr. (Hg.). Heimatbuch Neu-Pasua, Stuttgart 1956.

7. Kniesel, Wilfried, Genealogische Daten aus dem Tagebuch des... Johann Dussing,
    in Donauschwäb. Familienkundl. Forschungsblätter, Nr.31, März 1984, S.6-9.

8. Lotz, Friedrich, Die Torschauer Kolonistenfamilien, in: Volkswart, Jg. 2, H. 8, 1934, S.8-21.
    Neusatz 1934.

9. Lotz, Friedrich, Donauschwäb. Kolonistenpaare in Ulm und Wien, in: Festschrift für Fr.Lotz,
    Schriftenreihe der AG donauschwäb. Lehrer, Bd. 2, München 1962.

10. Reister, Nikolaus, Heimatbuch Kucura, Karlsruhe-Malsch, 1973.

11. Renz, Friedrich, Pfarrer, Das Werden von Schidski Banovci, Novi Banovci 1936.

12. Renz, Friedrich, Pfarrer in Neu-Banovci exzerpierte für die Vorfahren aus diversen Kir:chenbüchern
    der Umgebung, u.a. aus Torsza.


    Die handschriftlichen Aufzeichnungen hat Pfarrer Jakob Rometsch in Steinenkirch in Verwahrung.

13. Wilhelm/Kallbrunner, Quellen zur Siedlungsgeschichte in Südosteuropa, München/Wien 1936.

14. Kirchenbücher von Neu-Pasua (Stuttgart), Betschmen (Linz), Beschka (Magdeburg),
        Altker (Stuttgart) u.a.

15. Kirchenbücher von Kriegsfeld/Pfalz (LKA Speyer), Saarbrücken (StA Saarbrücken),
        Dickesbach (Koblenz),
        Gaugrehweiler/ Pfalz (LKA Speyer), Weilerbach (StA Weilerbach) u.a.

16. Aus- und Einwandererkartei der Heimatstelle Pfalz, Kaiserslautern, Benzinoring 6.

17. Auswandererkartei des Österreichischen Staatsarchivs, Johannesgasse 6, Wien.

18. Private Auskünfte von Nachkommen/ehemaligen Torschauern.

19. Forschungshilfe von Herrn Martin Gilbert (ehem. Torschau).

20. Suchanzeigen in den Mitteilungen des AKdFF, im "Donauschwaben"
        und in den "Familienkundlichen Nachrichten".

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Die Ansiedlergeneration

In der Liste der durch Wien gezogenen und 1784/85 in Torsza angesiedelten Bauern, die uns überliefert ist 1), taucht der Familienname Hüttenberger nicht auf, obwohl aus dieser Familie mit Sicherheit Erst-Ansiedler dabei waren: so ist z.B. die Ehefrau des Kolonisten Johann Martin Nadich (Nadig) aus Kriegsfeld eine Anna Maria Hüttenberger gewesen 2), die er zwar noch nicht in Kriegsfeld, aber entweder während der Reise geheiratet hat 3) , oder aber spätestens 1785/86 in Torsza, als diejenigen Kolonisten, die "ihre Weiber mitgebracht haben, aber nicht mit denselben verehelichtsein" 4) , nachträglich getraut wurden 5). Anna Maria Hüttenberger war höchstwahrscheinlich die 1748 in Kriegsfeld geborene einzige Tochter des Seilers und späteren Feldschützen Simon Hüttenberger. Ebenfalls recht früh nachzuweisen ist eine Sophia Dorothea Hüttenberger, die 1786 in Neu-Schowe den Ansiedler Heinrich Scherer, angeblich aus Dickesbach, Kreis St.Wendel, stammend, heiratete. Scherer war als junger Mann von 21 Jahren 1785 nach Torsza ins Winterquartier gekommen, um im folgenden Frühjahr in Neu-Schowe angesiedelt zu werden. In diesem Winter 1785 muß er dann Sophia Dorothea kennengelernt haben und im Jahr drauf wurde geheiratet.

Dies war zunächst eine Vermutung, eine Arbeitshypothese, da in den Kirchenbüchern von Dickesbach der FN Hüttenberger nicht vorkam und auch keine Heirat von Heinrich Scherer zu finden war. Die Hypothese sollte sich jedoch später bestätigen, wie wir noch sehen werden. In den frühen 1790-er Jahren gründeten Johannes Hüttenberger und Georg Hüttenberger ihre Familien in Torsza. Von Georg ist das Heiratsdatum 29.10.1793 durch die Kirchenbuchauszüge des Pfarrer Renz überliefert (ref. KB.) und ein errechnetes Geburtsjahr 1769, wohl aus der Altersangabe beim Begräbniseintrag. Solche Altersangaben waren - gerade bei Sterbefällen - nicht immer sehr genau; Abweichungen bis zu 17 Jahren sind in den verschiedensten Kirchenbüchern schon nachgewiesen worden, wobei die Verstorbenen meist für älter geschätzt wurden, als sie in Wirklichkeit waren. So ist auch das Geburtsjahr 1769 nur als ungefähre Angabe aufzufassen. Von Johann Hüttenberger ist bekannt, daß er 1833 noch Kirchenvater bei den Evangelischen war, daß seine vermutlich älteste Tochter 1793 und eine jüngere Tochter 1799 geboren waren. Dies alles macht auch bei ihm ein Geburtsjahr in den 1760-er Jahren gegen 1770 hin wahrscheinlich.

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1) Lotz 1934, auch bei Karman und Wack, S.485.

2) Karman, S.137.

3) Wilhelm/Kallbrunner:J.M.Nadig am 13.Mai 1795: 2 Personen.

4) Lotz 1962.

5) Vgl. Wack, S.370: Eheschließungen 1785: 54/1786: 122 gegenüber
    sonst durchschnittlich 20 pro Jahr bis ca. 1820.

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Somit ist klar, daß die Familienväter der ersten beiden Torschauer Hüttenberger-Familien, wie auch Sophia Dorothea Hüttenberger zur Zeit der Ansiedlung 1784/85 noch Jugendliche waren und also daher nicht selbst in den Wiener Protokollen oder in Ansiedlungslisten auftauchen konnten. Aber auch deren Vater ist dort nicht zu finden! Zur Erklärung boten sich folgende Möglichkeiten an: Die erste wäre die, daß es sich um sogenannte Nachzügler handelte, die erst lange nach der Erstansiedlung einwanderten und deshalb nicht in den Listen auftauchen, oder daß sie schon vor der Ansiedlung Torszas im Südosten waren. Letzteres ist wegen des Alters und der evangelischen Konfession auszuschließen, ersteres ist auch nicht sehr wahrscheinlich, da beide, Johann und Georg, schon früh Familien und bereits 1796 eine freiwillige Kriegsbeisteuer zum Franzosenkrieg in der Heimat leisten können 1), außerdem sind Anna Maria Hüttenberger schon 1784 und Sophia Dorothea 1786 in der Batschka nachgewiesen.

Eine andere Möglichkeit der Erklärung wäre die, daß der Vater ein sogenannter "Kleinhäusler" gewesen wäre, - Kleinhäusler wurden in der ersten existierenden Torszaer Liste nicht aufgeführt -, aber dann hätte er in den Wiener Protokollen auftauchen müssen.

Die dritte und wahrscheinlichste Möglichkeit ist die, daß der Vater dieser in jugendlichem Alter ausgewanderten Hüttenberger-Sprößlinge schon vor der Auswanderung verstorben war, und die Mutter eine zweite Ehe eingegangen war, und somit die Kinder innerhalb des Familienverbandes und unter dem Namen des Stiefvaters eingereist sind 2).

3. Herkunftshinweise aus der mündlichen Familienüberlieferung

In den vorhandenen schriftlichen Quellen fand sich zu diesem Thema gar nichts. Die Befragung der Nachkommen nach mündlichen Familienüberlieferungen brachte folgende Ergebnisse:

Eine Familie meinte gehört zu haben, ihre Vorfahren stammten aus der Pfalz, Nähe Landstuhl. Das war eine frühere Torschauer Familie gewesen, die in dritter und vierter Generation in Altker gelebt hatte.

Eine andere Familie (früher Dobanovci) glaubte, Elsaß-Lothringen sei das Herkunftsgebiet gewesen.

Die Tochter des früheren Torschauer Ehreninspektors der evangelischen Kirche, Karl Hüttenberger, die heute in Ungarn am Plattensee lebt, meinte, die Hüttenberger stammten aus "Schwaben" aus der Nähe der Schweizer Grenze.

Schließlich erinnerte sich Adam Hüttenberger (früher Altker), der schon in den Jahren vor dem 2.Weltkrieg Ahnenforschung betrie-ben, aber seine Unterlagen auf der Flucht verloren hatte, an eine Herkunftsangabe im Torschauer Kirchenbuch, nämlich aus dem

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1) Wack, S.269. Wack vermerkt auch, daß Johann Hüttenberger im Jahre 1811 der Gemeinde Torsza 2 Mal Geld leiht (S.77) und 1808 Mitunterzeichner einer Eingabe wegen eines eigenen evangelischen Kirchenbaues ist (S.239).

2) Hinweis von Frau A.Hefner. Solche Fälle waren häufiger  vorgekommen.

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"Zweibrückisch-Nassauischen". In der Nähe von Kriegsfeld/Pfalz gab es das Zweibrückische, auch das Nassauische, aber kein Kondominium (Herrschaft zweier Herren) dieser beiden Herrschaftsbereiche. Lediglich das Saarbrückisch-Nassauische Gebiet existierte.

Diese mündlichen Überlieferungen erweisen sich also immerhin so brauchbar, daß sie alle auf das südwestliche Deutschland weisen, andererseits aber auch als recht ungenau, decken sie doch quasi das gesamte Einzugsgebiet der Torschauer Kolonisten ab 1). Für exakt lokalisierte weitere Nachforschungen in Deutschland waren die bewahrten mündlichen Überlieferungen also wenig geeignet.

Man müßte also, um die Herkunft zu bestimmen, am anderen Hebel ansetzen, nämlich die Hüttenberger-Familien im südwestdeutschen Raum erforschen. Dabei ergab sich, daß einer der ersten beiden Namensträger in Deutschland Erbbeständer (Pachtbauer) auf dem Schneebergerhof bei Kriegsfeld war (Johannes Hüttenberger 1647 - nach 1708), und daß seine Söhne und Enkel in Kriegsfeld lebten. Kriegsfeld aber, so zeigt die Übersicht von Lotz , liegt mit 11 Familien und fast 50 Personen weitaus an der Spitze der Herkunftsorte der Torschauer Kolonisten. Andererseits gibt es unter den Enkelsöhnen dieses Johannes Hüttenberger einige, die zwar noch in Kriegsfeld konfirmiert wurden, aber dann nicht mehr in den Kirchenbüchern auftauchen, also in den Jahren von etwa 1730 bis 1760 wegzogen und auswärts heirateten: Carl Ludwig in Alzey, später Pfungstadt, Johannes in Sobernheim, Ludwig in St.Ingbert, Johann Peter in Gaugrehweiler, später Saarbrücken. Von drei anderen fehlt noch jede Spur bisher (Michel 1710, Adam 1718 und Jakob 1726)a. Daß die Torschauer Hüttenberger auf diese Kriegsfelder Sippe zurückgeführt werden kann, geht noch aus einer anderen Überlegung hervor.

4. Herkunftshinweise aus der Vornamengebung

Vergleicht man die Vornamen, die über die Jahrhunderte hinweg bei den Hüttenberger in der Batschka gegeben wurden, mit denjenigen, die in der Kriegsfelder Sippe üblich waren, so ergibt sich eine frappierende Ähnlichkeit. Einige wenige Beispiele: der Hauptvorname Johannes, nach dem Schweizer Einwanderer, taucht sowohl bei diesem als auch bei Enkeln 1708 und 1724 sowie als Beinamen bei fast allen anderen Enkeln auf in Kriegsfeld, in seiner reinen Form mindesten 10 Mal bei den Torschauer bzw. Batschkaer Hüttenberger. Michael wird 1676, 1706 und 1710 in Kriegsfeld verwendet, 1795, 1844 und 1877 in der Batschka. Auch die anderen Vornamen der Torschauer Hüttenberger finden sich auffallend dicht bei den Pfälzer Hüttenberger wieder , so z.B. Ludwig, Karl, Jakob, Friedrich, Christian, Philipp, Georg , Heinrich, die von Generation zu Generation vererbt wurden. Diese Ähnlichkeiten sind keineswegs dem Zufall zu verdanken, sondern beruhen auf der damals noch einigermaßen streng traditionellen Praxis der Vornamengebung, die Patenschaften aus dem näheren Verwandtenkreis anstrebte und somit die Vornamen der Geschwister, Eltern, Onkel, Tanten und Großeltern an die nächste Generation weitergab. Besonders interessant in diesem Zusammenhang sind die Vornamen, die Sophia Dorothea Scherer geb. Hüttenberger in Neu Schowe ihren Kindern gab: Johann, wie der Ansiedler Johann Hüttenberger, Georg, wie der Ansiedler Georg H., Anna Maria , wie die Frau von Martin Nadig, geborene Hüttenberger.

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1)  Vgl. Kartenskizze zur Herkunft der Torschauer Kolonisten in Lotz 1934.
a)   inzwischen -2001 - hat sich herausgestellt, daß der 1710 im Kirchenbuch Kriegsfeld eingetragene Sohn Michel eine Fehleintragung des Pfarrers war. Es handelte sich bei dieser Taufe um ein Mädchen, dessen Pate Michel Hüttenberger war. Der Pfarrer hatte irrtümlich den Namen des Patenonkels auch in der Spalte des Kindsnamens geschrieben.

Adam, 1718 geboren, hat 1738 in Bitsch eine Veronika Viernagel geheiratet und ist dann von dort abgewandert, wahrscheinlich nach Amerika (Baltimore, Md.)

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Auch dies ist kein Zufall: Johann und Georg Hüttenberger ihrerseits ließen insgesamt drei Töchter auf den Namen Sophia taufen, - ein Name, der sich übrigens bei Altkerer Nachkommen der Torschauer Hüttenberger bis auf unsere Tage von Generation zu Generation weitervererbt hat. Was man bereits ohne weitere genauere Nachforschungen daraus schließen konnte, war, daß diese Ansiedler Angehörige ein- und derselben Sippe, waren, bzw. daß es sich sogar um nahe Verwandte (Geschwister oder Cousins) gehandelt haben muß. Auf den Zusammenhang mit Kriegsfeld verwies wiederum die Tatsache, daß Sophia Dorotheas Tochter, Anna Maria Scherer, den Sohn des Kriegsfelder Bauern und Einwanderers Heinrich Steinmetz heiratete; denn es war durchaus sehr üblich, daß man zunächst noch seine Ehepartner unter den Landsleuten aus der alten Heimat suchte. Einen weiteren Hinweis auf die Kriegsfelder Hüttenberger-Sippe mag man auch in der Berufstradition erkennen können: von 5 Kriegsfelder Hüttenberger-Söhnen, deren Beruf bekannt ist, waren 3 Seilermeister (die davon abstammende hessische Hüttenberger-Linie konnte diese Berufstradition bis in unser Jahrhundert hinein fortsetzen). In Johann Dussings Tagebuch 1 wird berichtet, daß ein Vorfahr um 1845/50 etwa bei Karl Hüttenberger in Torsza das Seilerhandwerk erlernte. So ist es gut denkbar, daß diese Familientradition von Kriegsfeld mit in die Batschka genommen wurde.

5. Des Rätsels Lösung.

Soweit waren die Nachforschungen gediehen, als aufgrund eines Hinweises eines saarländischen Familienforschers 2)

im Saarbrücker Stadtarchiv der Name Hüttenberger entdeckt wurde. Eine genaue Überprüfung aller dort vorhandener Kirchenbücher, sowohl lutherischer als auch evangelischer, brachte zahlreiche Einträge zur Familie des aus Kriegsfeld verzogenen Johann Peter Hüttenberger (geb. 1720, ein Enkel des Schweizer Einwanderers Johannes H.). Er hatte zunächst in Gaugrehweiler als Kühhirt gelebt, und war gegen 1758 als herrschaftlicher Holzmacher der Fürsten von Saarbrücken-Nassau auf die Rußhütte in Malstatt gegangen. Aus erster Ehe hatte er drei Kinder mitgenommen, heiratete zum zweitenmal , nachdem seine erste Frau zwischen 1757 und 1759 gestorben war, und zwar eine Barbara Rießinger (Rüssinger), die wohl wesentlich jünger gewesen sein muß als er, denn aus dieser zweiten Ehe wurden zwischen 1760 und 1775 insgesamt 8 Kinder geboten, darunter die in Torsza später angesiedelten!

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1) vgl. W.Kniesel 1984

2) Günther Schmelzer, St.Ingbert, nach Suchanzeige in den 'Familienkundlichen Nachrichten",1984f.

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Folgende Vornamen wurden gegeben:

Kinder aus erster Ehe mit Anna Magdalena Stipp:

1. Anna Elisabeth geboren1753, konfirmiert 1767
2. Margaretha Magdalena *1755 konf. 1769
3. Johann Philipp *1757 + 1762

Kinder aus zweiter Ehe mit Maria Barbara Rießinger:

4. Dorothea *1760 +1763
5. Johann Peter *1764 + 1770!(Alter."5 3ahre,9Monate")
6. Johann Simon *l763
7. Johann Peter (sic!) *1766
8. Susanna Magdalena *1768 + 1770
9. Sophia Dorothea *1770
10. Johann Georg *1772
11. Christian Friedrich *1775

Der Vater, Johann Peter Hüttenberger, ist 1781 "in einem Thorhaus an der Dudweiler Chaussee, St.Johanner Banns" gestorben. Seine noch relativ junge Witwe, Barbara Rießinger, sie dürfte etwa um die 40 Jahre alt gewesen sein, hat wohl noch einmal geheiratet - allerdings konnte diese Heirat bisher in Saarbrücken nicht gefunden werden- und ist mit ihrem zweiten Mann dann drei Jahre später nach Torsza gezogen. Unter den Kindern aus zweiter Ehe, die sie mitnahm, finden wir nun auch alle Ansiedlernamen wieder: zunächst einmal den sehr seltenen Doppelnamen Sophia Dorothea. Sie wurde am 12.7.1770 in Saarbrücken geboren, am 14.7. in St.Johann lutherisch getauft. Sie kam dann als 14- oder 15-jährige nach Torsza und heiratete bereits ein Jahr später den Neu-Schower Siedler Heinrich Scherer. Nun wird klar:, daß sie ihre Söhne nach ihren Brüdern getauft hat. Ihren dritten und letzten Sohn benannte sie übrigens Friedrich, möglicherweise nach dem jüngsten Bruder. Dann finden wir hier unseren Johann Georg Hüttenberger von Torsza wieder: geboren am 22.10.1772 in Saarbrücken, getauft am 25.10. in der reformierten Kirche dort. Der Torschauer Ansiedler war übrigens mit einer Saarländerin verheiratet, und zwar mit Anna Elisabeth Theobald, Tochter des Ansiedlers Heinrich Theobald aus Schwalbach/Saar. Auch hier wieder eine Heirat quasi "unter Landsleuten", d.h. man stammte aus derselben Gegend, sprach eine ähnliche Mundart, war eine ähnliche Küche gewohnt etc. Interessant auch das Heiratsdatum: 29.10.1793 in Torsza, also genau eine Woche nach Georgs 21.Geburtstag. Schaut man sich die Vornamen von Georgs Kinder an, so erkennt man darin die Namen seiner Geschwister und seiner Mutter wieder. Auch Johann Hüttenberger finden wir unter Peters Kindern wieder, geboren am 24.9.1766, reformiert getauft am 28.9. in Saarbrücken. Zunächst erstaunt es, daß der Vorname Johann Peter zweimal vergeben wurde, nämlich 1764 und 1766. Der einzige Schluß, den man daraus ziehen kann, ist der, daß der erstere Peter gerufen wurde und der letztere Johann (wie auch der aus erster Ehe stammende Johann Philipp, der nicht als Philipp im Sterbeeintrag auftaucht, sondern als Johann). Die genaue Altersangabe im Sterbeeintrag von 1770 läßt keinen Zweifel daran, daß der 1764 geborene Junge gemeint war.

Johann Hüttenberger heiratete in Torsza eine Maria Magdalena Fuchs, deren Herkunft leider noch nicht geklärt werden konnte. Eine Familie Fuchs war eingewandert, jedoch im Kirchenbuch Weilerbach waren keinerlei Spuren zu finden.b)

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b) Inzwischen - 2001 - steht fest, daß Lotz hier ein Fehler unterlaufen war: er interpretierte die Herkunftsangabe in den Wiener Protokollen "ex pago Veiler in palatinatu inferiore" als "Weilerbach". Das stimmte aber nicht. Es handelte sich nämlich um den Ort "Weiler" bei Monzingen. Dort findet sich die Taufe von M.Magd.Fuchs am 4.8.1770 (ref.Kirchbenbuch Monzingen)

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Eine weitere Sache bleibt vorläufig noch ungeklärt: während Georg Hüttenberqer in Saarbrücken reformiert getauft worden war, und auch reformiert heiratete, war Johann Hüttenberger in Torsza in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv, obwohl er in Saarbrücken reformiert getauft worden war. Von Johann Peter Hüttenbergers Kindern waren 6 lutherisch getauft und 5 reformiert. Es ist also in der "alten Heimat" Saarbrücken bzw. Gaugrehweiler nicht so viel wert auf diese Unterscheidung gelegt worden, wie später in Torsza, wo es statt einer geplanten gemeinsamen Kirche dann schließlich doch zwei getrennte gab.

So zeigt sich also, daß die erinnerte Herkunftsangabe "aus dem Zweibrückisch-Nassauischen" nicht ganz korrekt war, sondern gelautet hatte"aus dem Saarbrückisch-Nassauischen". Von dort waren die Hüttenberger nach Torsza gekommen. Bliebe noch festzustellen, welches der Stiefvater gewesen war, mit dem die Kinder eingewandert waren und der die Witwe Maria Barbara Rießinger geheiratet hatte. Aus Saarbrücken selbst ist nur ein Einwanderer bekannt, ein gewisser Karl Bechtold Bauer, 4 Personen, passierte Wien am 17.5.1784. Eine Verbindung Hüttenberger/Bechtold gab es Mitte des 19.Jh. in Torsza auch.

Ungeklärt ist auch noch eine Notiz in der Ansiedlerkartei des Wiener Hofkammerarchivs, in der es nur heißt, daß 1802 in Torsza in Haus Nr.155 ein Peter Hüttenberger wohnte. Leider ist diese Notiz ohne Quellenangabe, so daß nicht abgeschätzt werden kann, ob es sich hier vielleicht um den bereits erwähnten Johann (Peter) Hüttenberger handelt, oder um ein anderes Individuum. Da auch alle weiteren Angaben und Indizien in der bestehenden Literatur fehlen, neige ich nach allem, was bisher bekannt ist, zu der Annahme, es handelt sich um Johann (Peter) Hüttenberqer aus Saarbrücken.

Alle bisher festgestellten Namensträger der Hüttenberger-Familien in Torsza, gegliedert nach Generationen und Generationenfolgen, soweit sich diese feststellen ließen, können beim Verfasser angefordert werden. Vieles muß leider noch ungeklärt bleiben. Für ergänzende Hinweise von interessierten Forscherkollegen wäre der Verfasser dieser Arbeit sehr dankbar.

Friedrich Hüttenberger (damals: Tyska Skolan, Karlavägen 25, S 11431 Stockholm
                                            heute: Spinozastr. 21, 67663 Kaiserslautern)